Die Diskussion um Samuel P. Huntingtons Buch

Der Kampf der Kulturen. Nur ein neues Feindbild?

Eine politikwissenschaftliche Analyse.


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung 1
 
2 Die Welt der Kulturen2
    2.1 Die Einteilung in Kulturkreise 2
    2.2 Prämissen und Definitionen in Huntingtons Werk3
       2.2.1 Der Westen3
       2.2.2 Modernisierung und Verwestlichung5
       2.2.3 Politik der Nationalstaaten5
    2.3 Die kulturelle Identifikation 6
       2.3.1 Wer sind wir?6
       2.3.2 Religion als Kriterium7
       2.3.3 Kernstaaten9
    2.4 Demokratie nur im Westen? 10
 
3 Kulturelle Konflikte und Kulturkreise13
    3.1 Macht und Krieg 13
    3.2 Der Islam 15
       3.2.1 Islamischer Fundamentalismus15
       3.2.2 Der Islam als Bedrohung17
       3.2.3 Der Feldzug der USA gegen den Islam17
    3.3 Asien 18
       3.3.1 Die asiatische Wirtschaftskrise19
       3.3.2 Individualismus in Asien20
 
4 Die weitere Entwicklung21
    4.1 Ein neues allgemeingültiges Paradigma? 21
    4.2 Neues Feindbild - Der destruktive Weg 23
    4.3 Kooperation - Der konstruktive Weg 24
 
5 Abschließende Betrachtung26
 
6 Literatur27
    6.1 Bücher 27
    6.2 Elektronische Medien, Zeitungen, Zeitschriften und Aufsätze    27
 
Anhang29


1 Einleitung

"Kommt es weltweit zu einem kriegerisch ausgetragenen ‘Kampf der Kulturen’, wie der US-Politologe Samuel Huntington voraussagt? Oder wird die computervernetzte Erde zum globalen Dorf, in dem sich die Menschheit zu einer versöhnlich kommunizierenden Gemeinschaft zusammenschließt?" 1

Um dieser Frage nachzugehen, möchte ich zuerst einmal Huntingtons Paradigma von einer Welt aus Kulturkreisen darstellen und analysieren.2 Sind seine Prämissen akzeptabel und ist die Struktur seines Modells eine sinnvolle Abwägung aus der Komplexität internationalen Verhaltens und der zur Anwendung notwendigen Beschränkung auf das Wesentliche?

Danach werde ich die Diskussion, die sich um Huntingtons These entwickelte, darstellen und auf Schwächen im Modell eingehen. Hierzu werde ich die Plausibilität der beschriebenen Konflikte und Kriege untersuchen und auf Besonderheiten in der Auseinandersetzung mit den beiden Kulturkreisen der islamischen Welt und Asiens hinweisen.

Abschließend versuche ich, die Wahrscheinlichkeit einer Anwendung des Modells zu prüfen und mit Gegenentwürfen zu vergleichen. "Um als Paradigma angenommen zu werden, muß eine Theorie besser erscheinen als die mit ihr im Wettstreit liegenden, sie braucht aber nicht - und tut es auch tatsächlich niemals - alle Tatsachen, mit denen sie konfrontiert wird, zu erklären."3


5 Abschließende Betrachtung

Das Buch «Der Kampf der Kulturen» stellt einen Versuch dar, die Welt nach der großen Ordnung des Ost-West-Konflikts neu zu begreifen. Der Autor Samuel P. Huntington überschätzt meiner Meinung nach aber die Religion als Kriterium für seine Einteilung der Akteure. Es gibt andere Gründe, warum man sich dem einen oder anderen Kulturkreis zugehörig fühlt; ja es bleibt die Frage, ob der Begriff Kulturkreis nicht generell verfehlt ist. Im Islam ist die verstärkte Wahrnehmung der Religion eine neue Ausdrucksform der eigenen Identität. In anderen Regionen der Welt ist das nicht so, vor allem nicht in Ostasien.

Desweiteren kann Huntingtons Modell nicht erklären, wo es in Zukunft zu Konflikten kommen wird, es liefert nur eine einfache Konfliktinterpretation. Jeder zukünftige Konflikt wird entweder innerhalb eines Kulturkreises oder in der Interaktion mehrerer Kulturkreise stattfinden. Daraus ergeben sich aber weder Gründe noch Lösungen für diese Konflikte. Vielmehr läßt sich nur der Schluß daraus ziehen, daß es überall auf der Welt zu Konflikten kommen kann.

In der wirtschaftlichen Interpretation, die im Sinne der Globalisierung am weitesten fortgeschritten ist, halte ich für einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahre das Modell der Tripolarität zwischen Europa, den USA und Japan für wahrscheinlich. 4

Bei steigendem Einfluß Chinas werden diese drei Staatengruppen die Weltwirtschaft kontrollieren und auch politisch nicht unbedeutend bleiben. Rußland hingegen wird nur noch von alten Stärke der Sowjetunion profitieren und sich neben dem arabischen Raum als ein Brückenkopf zwischen Ostasien und Europa etablieren müssen. Indiens Macht steigt durch seine Bevölkerungsmasse so wie Chinas vor einigen Jahrzehnten.

Galtungs Modell von den sechs Supermächten des 21. Jahrhunderts (EU, USA, Japan, China, Indien und Rußland) ist demnach dem von Huntingtons Kulturkreisen eindeutig vorzuziehen.


Fußnoten

  1. Klaus Franke: "Die Zukunft holt uns ein". Der Spiegel. Nr. 7 vom 10.2.1997. S. 181.
  2. Dabei berufe ich mich vor allem auf das Buch von Samuel P. Huntington: Der Kampf der Kulturen. The Clash of Civilizations. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert. München und Wien 1996.
  3. Thomas S. Kuhn. zitiert in Huntington. Kampf der Kulturen. aaO. S. 29.
  4. vgl. Roland Robertson: Globalization. Social Theory and Global Culture. London, Newbury Park und New Delhi 1992. S. 182-188.